Vorhang auf… Manege frei!
Impressionen aus dem Zirkuszelt
Die Spannung steigt… aufgeregte Kinder tummeln sich hinter dem dicken, roten Vorhang außerhalb der Manege. Noch aufgeregtere Eltern warten gespannt auf den Auftritt ihrer Sprösslinge, denn sie haben schon seit fünf Tagen von nichts anderem gehört, als den vielen neuen Fähig- und Fertigkeiten, die ihre Kinder in der Schule gelernt haben, jenseits von Mathe, Deutsch und Englisch.
Rotes Licht durchflutet die Manege, fröhliche Musik und der Duft von Popcorn füllen das Zelt. Plötzlich pfeift der Zirkusdirektor und die Vorstellung beginnt… und da sitzt auch schon Momo, ein einsames, kleines Mädchen, welches in der Ruine des Zirkuszelts hinter der Eichendorff-Schule in Gerbrunn eine neue Heimat und viele neue Freunde findet. Ein artistisches und magisches Abenteuer entfaltet sich vor den Augen der circa 300 Zuschauerinnen und Zuschauer. Bis in die hintersten Reihen ist das Zirkuszelt des Circus Luna gefüllt und alle Anwesenden tauchen ein in „die Geschichte der gestohlenen Zeit“.
Zwei kunterbunte Vorstellungen stellten den gelungenen Abschluss des längst überfälligen Zirkusprojekts dar. Circa 220 Schülerinnen und Schüler von der dritten bis zur neunten Klasse, inklusive der Kinder aus der ukrainischen Brückenklasse, durften eine Woche lang Zirkusluft schnuppern. Gruppenweise gebündelt standen den Grund- und MittelschülerInnen am ersten Tag jeweils vier altersgemäß ausgewählte Bereiche der Zirkuskünste zum Schnuppern offen. So hatten alle die Möglichkeit, ihre Stärken und Schwächen zu erproben, bevor sie sich auf eines der Angebote festlegen mussten. Von Akrobatik, über Luftartistik, Handgeschicklichkeiten, Fakirtechniken, Gleichgewichtskünsten, bis hin zur Clownerie, fand jede Person die passende Nische für sich. Darauf folgten drei Tage hartes, sehr kompaktes Training, angeleitet von Claudia und Peter Bethäuser und ihrem Team engagierter und überaus geduldiger Trainerinnen und Trainern. Unter erschwerten Bedingungen aber mit viel Liebe und Hingabe schafften sie es, gemeinsam mit den Kids, ein Programm einzustudieren, welches die zweistündige Vorstellung mit Leben und Spannung füllen sollte.
Und das tat es auch! Die jüngsten AkteurInnen, die sich als Momos neue Freunde über dem Boden turnend präsentierten, bis hin zu den ältesten ArtistInnen, welche sich als „Zeitblumen“ in schwindelerregender Höhe an Luftreifen oder Trapez elegant bewegten, immer wieder unterbrochen durch die „grauen Herren“, die unter anderem in der dunklen Manege mit dem Feuer „spielten“, Beppo, Friseur Fusi und Agent 4711 – alle haben eine Wahnsinns-Show geboten! Den Freunden und Verwandten konnte man an ihren stolzen Gesichtern ansehen, dass sie selbst über die bisher verborgenen Talente der Kinder überrascht waren. Strahlende Augen, lautes Kindergelächter und hier und da funkelte sogar die ein oder andere Träne im Publikum.
Ein Blick hinter den Kulissen
Doch hinter unseren großen Zirkusstars versteckten sich noch weitere Sterne, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Als große Sponsoren stellten sich der Lions Club Würzburg, die Firma Haustechnik Wallrapp aus Theilheim und der Förderverein der Eichendorff-Schule zur Verfügung. Außerdem boten sich jede Menge helfende Hände aus der Elternschaft, sowohl beim Auf- und Abbau des weiß-roten Viermaster-Zirkuszelts, als auch beim Verkauf von Popcorn und Getränken an den beiden Vorstellungen, an. Die Gemeinde Gerbrunn sorgte dafür, dass das Grundstück hinter dem Schulhaus überhaupt erst für das Projekt nutzbar war und gemeinsam mit dem Hausmeister Herrn Seitz, dass es – dank jeder Menge Rindenmulch – keine matschigen Füße gab.
Dass bei einem solchen Mammutprojekt nicht immer alles rund läuft, ist klar. Doch wenn in der darauffolgenden Woche die Kinder mit funkelnden Augen noch immer von dem magischen Abend schwärmen und auffällig wird, wie sehr die Kinder in diesen sechs Tagen über sich selbst hinausgewachsen sind, dann weiß man: Das war es definitiv wert!
Text: Andria Monzingo-Sonnauer