AG Kunst verschönert die Schultoiletten

Die Kunst AG und die verantwortungsvolle Aufgabe zur „Verschönerung“ der Schultoiletten

 

Wie viele Schulen gibt es, mit Schultoiletten, auf die gerne gegangen wird? Die Antwort ist einfach: nicht sonderlich viele. Oft sind die alten Schulklos abgenutzt, düster und einfach schlichtweg hässlich. Kein Ort zum Wohlfühlen und für viele Schüler*innen auch der Grund, möglichst wenig zu trinken um den Gang dorthin zu vermeiden. Eine ziemlich ungesunde Vorgehensweise, die wahrhaftig nicht sein müsste, wenn denn nur die Schultoiletten in ihrer Erscheinung nicht so furchtbar unangenehm wären.

 

Dieses Problem geht die Kunst AG der Eichendorff-Schule Gerbrunn seit 2018 an. Die Gerbrunner Mittelschule hat leider nicht die Stundenkapazitäten, allzu viele Arbeitsgemeinschaften anzubieten, aber die Fachlehrerin für Kunst und Technik Andria Monzingo-Sonnauer kann sich freuen, denn für die Kunst ist noch eine Stunde in der Woche „frei“. Gemeinsam mit 8 interessierten Schüler*innen versucht sie ein wenig mehr Farbe ins Schulgebäude zu bringen.

Der Vorschlag, sich als erstes Projekt die Schultoiletten vorzunehmen, kam von dem vorhergehenden Rektor Alfred Schäffer. Seitdem ist die Gestaltung der „stillen Örtchen“ die Hauptaufgabe der Kunst AG, die scherzhaft des Öfteren auch „Klo AG“ genannt wird. Nach einer Bestandsaufnahme und einer Umfrage der gesamten Schulfamilie, wurden die Mängel und Macken erörtert. Viele machten auf fehlende Klobrillen, defekte Klorollenhalter oder den Mangel an Spiegel und Mülleimer aufmerksam. Die häufigste Feststellung war allerdings: Die Schultoiletten sind langweilig und unansehnlich. Daraufhin wurde in einer gemeinsamen Konferenz mit der Kunst AG und den Klassensprechern ein Konzept zur Gestaltung erstellt, Briefe mit der Bitte zur Unterstützung des Projekts an die Gemeinde geschrieben, der Auftrag an den Maler weitergegeben, die Toiletten weiß zu grundieren und diverse Techniken zur Umsetzung des Vorhabens erprobt.

Nach intensiver Vorbereitung konnte sich die Kunst AG dann endlich ans Werk machen. Die erste Station: Mädchentoilette – Erdgeschoss – Neubau. Und so wanderten in der „ersten Phase“ einige Schüler*innen mit ausgehängten Toilettentüren zwischen Mädchentoilette quer durchs Schulhaus Richtung Kunstraum. Nach dem teilweise frustrierenden Prinzip des „trial and error“ wurden die einzelnen Kabinentüren letztlich mit einer knallroten Klebefolie gepimpt.

Phase 2 konnte erst im darauffolgende Schuljahr erfolgen und befasste sich mit dem Bemalen der Wände. An zwei unterschiedlichen Tagen wurde das Mädchenklo für alle gesperrt und die Schüler*innen der Kunst AG aus ihrem regulären Unterricht „befreit“. Ganztägig kümmerten sich die Künstler*innen um das Abkleben der Fliesen, das Mischen verschiedener Grau- und Rottöne und das Anmalen der Wände in der sogenannten „Abklebetechnik“. Der spannendste Moment war das Abziehen der Klebebänder. Stolz klopften sich die Künstler*innen gegenseitig auf die Schulter, als sie das gelungene Ergebnis ihrer harten Arbeit bestaunen konnten.

Mit Corona kam es zur Vollbremsung des Projekts. Das bereits bestellte Material stand ein halbes Jahr unangetastet im Kunstraum herum. Währenddessen trippelte die Kunst AG mit den Füßen, denn das ganze Projekt hatte schon viel zu lange gedauert. Ein weiteres Schuljahr zog also durch‘s Land und dieses eine Mädchenklo konnte noch immer nicht feierlich „eröffnet“ werden.

Neues Schuljahr, neues Glück! Auf Hochtouren liefen die Vorbereitungen zur lang ersehnten Vollendung der ersten Schultoilette – ein Wettrennen gegen ein Virus und der daraus resultierenden drohenden erneuten Schulschließung. Zudem unter erschwerten Bedingungen, denn jetzt konnte alles nur noch auf Abstand, mit Maske und fester Zuteilung der benötigten Arbeitswerkzeuge durchgeführt werden. Phase 3 wurde also ziemlich zügig angegangen: Mit einer speziellen Fliesenfolie wurden auf alten, vergilbten Fliesen in Handumdrehen knallig rote Highlights gesetzt. Außerdem wurden einige speziell für die Schultoiletten erstellten Kunstwerke im PopArt-Stil aufgehängt, welche im Vorjahr das Ergebnis der Jahresarbeiten der neunten Klasse im Kunstunterricht waren und auf witzige Weise auf grundlegende Hygieneregeln in öffentlichen Toiletten hinweisen.

 

Der letzte Schritt – Phase 4 – war der Höhepunkt des Projekts: Schablonen-Graffiti! Endlich durften die Schüler*innen ganz offiziell Schuleigentum mit Sprühdosen bearbeiten. Der Plan war, Portraits berühmter Persönlichkeiten an den einzelnen Trenntüren zu verewigen. Dabei bezog sich die Kunst AG auf Persönlichkeiten, die stellvertretend für die einzelnen Fachbereich der Mittelschule stehen: Mathematik, Natur und Technik (NuT), Geschichte-Politik-Geographie (GPG), Sprache, Kunst, Technik, Sport uvm. In einer Klassensprecherversammlung hatten alle Klassenvertreter*innen die Möglichkeit mitzubestimmen, wen sie zukünftig an der Außenseite ihrer Toilettentür begrüßen wollten. So wurde entschieden, dass Anne Frank, Frida Kahlo, Marie Curie und Malala ein Teil des Projektes werden sollten. Auf den Innenseiten der Trenntüren wurden inspirierende Sprüche der ausgewählten Personen angesprüht; ein kleiner Denkanstoß, der einen beim Klogang zum Sinnieren anregen soll.

Endlich, nach zweieinhalb Jahren konnten die fleißigen Künstler*innen den finalen Schritt gehen und das Türschild an die Eingangstür zur Mädchentoilette ankleben! Es war vollbracht, das Kunstwerk fertiggestellt, die Gesichter aller Beteiligten strahlten vor Stolz, und das Lob der restlichen Schulfamilie ließ nicht lange auf sich warten.

Selbstverständlich geht das Projekt im danebenliegenden Jungenklo weiter. Phasen 1 bis 4 werden von vorne beginnen, diesmal hoffentlich in einem etwas schnelleren Tempo. Ob dann nach und nach die weiteren Schultoiletten gestaltet werden, hängt davon ab, wie es mit unserer Mittelschule weitergehen wird. Die Ideen sind der Kunst AG noch lange nicht ausgegangen. Das trifft hoffentlich auf die zukünftige Schülerzahl unserer Mittelschule auch zu. Denn was nützen uns schöne Toiletten, wenn wir keine Schüler*innen haben, die sie auch benutzen können.

 

 

 

Andria Monzingo-Sonnauer