Dokumentarfilmschule

Medienkompetenz wird nach Lesen, Schreiben und Rechnen heute zu einer immer wichtigeren Schlüsselkompetenz. Die Eichendorff-Schule Gerbrunn hat darum schon seit 3 Jahren eine wiederkehrende Kooperation mit dem Internationalen Filmwochenende Würzburg.

Am Donnerstag, den 30. Januar 2020, fand dementsprechend in der Eichendorffschule Gebrunn ein besonderer Unterricht für die vierten Klassen statt. Filmexpertin Maya Reichert, kam auf Einladung und in ihrer Funktion als Leitung des Bildungsprojektes DOK.education vom Dokumentarfilmfestival München in die Grundschule und führte dort zwei Workshops mit den Schülerinnen und Schülern der 4. Klassen durch.

„Passt gut auf Kinder, schaut genau hin – denn was ihr bisher nicht wusstet: Filme kann man lesen lernen!“

Das Programm, das die Grundschulkinder durchlaufen nennt sich Dokumentarfilmschule und versteht sich als „Schule des Sehens“, die kulturelle Bildung und Medienkompetenz vereint. In der 90-minütigen Dokumentarfilmschule schauen die Schüler.innen den kurzen Dokumentarfilm „2 Brüder“ und sprechen im Anschluss mit der Filmemacherin über den Inhalt und die Darstellungsformen des Films. Begeistert beobachten die Kinder die zwei Brüder im Film – einer im Rollstuhl, der andere ein preisgekrönter Sportler. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, aber sie raufen sich immer zusammen und finden Wege, wie man auch im Rollstuhl Fussball spielen oder schwimmen kann.

Als emotionales Erlebnis ist die dokumentarische Filmerzählung für Kinder und Jugendliche in der Regel leicht zugänglich. Doch die filmsprachlichen Mittel sind vielschichtig und ihre oftmals komplexe Wirkungsweise erschließt sich nicht ohne Weiteres von selbst. Erst ein tieferes Verständnis von unsichtbarem Schnitt, bewusst gesetzter Musik, Farbgestaltung, Dramaturgie in der Montage usw. macht das filmische Gesamtkunstwerk erfahrbar. Dabei birgt gerade der Dokumentarfilm, der in der Realität vorgefundene Ereignisse künstlerisch erzählt, ein großes Potential für den Erwerb von Medienkompetenz.

Die Schulklasse erarbeitet dazu in Gruppenarbeit unterschiedliche Seh-Aufgaben: Welche Bilder werden gezeigt, um die Gefühlswelt der beiden Brüder im Film zu erzählen? Was passiert mit uns an den Stellen, an denen ganz bewusst nicht alles erzählt wird? Wo wird in diesem Dokumentarfilm inszeniert – und wenn Wirklichkeit so in Szene gesetzt wird, ist es dann noch ein echter Dokumentarfilm? Ist eine Erzählung, die mit der Wirklichkeit erzählt, automatisch wahr?

Ziel ist es, den Kindern die verschiedenen Ebenen von Wahrheit und Wirklichkeit am Beispiel dieser dokumentarischen Filmerzählung zu vermitteln und ein Verständnis für die Lesbarkeit von künstlerischen Filmerzählungen zu entwickeln.

Die Filmfestival-Kooperation

Das 46. Internationales Filmwochenende Würzburg fand vom 30. Januar bis 02. Februar 2020 auf dem Bürgerbräugelände in Würzburg statt. Das Internationale Dokumentarfilmfestival München ist eines der größten Dokumentarfilmfestivals Europas und das Größte in Deutschland. Beide Festivals sind Mitglieder im Verband bayerischer Filmfestivals und kooperieren seit einigen Jahren intensiv miteinander.